Türkei 1991

Susi und ich haben beide unser Diplom in der Tasche und wollten vor dem Einstieg in das Berufsleben noch mal ordentlich Asphalt unter die Räder nehmen. Vor ein paar Monaten hatte ich mir eine gebrauchte BMW R 100 GS Paris Dakar gekauft. Susi fuhr ein Honda CX 500, kurz eine Güllepumpe.

Wie letztes Jahr führte die Route nach Ancona, von dort mit dem Schiff nach Igoumenitsa, quer durch Griechenland in die Türkei und weiter an der Küste nach Süden.

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Vor dem Schiff, der Fedra, treffen wir Christian mit seiner XT600 aus Erlangen, Geologiestudent, der auf einer griechischen Insel seine Diplomarbeit schreibt. Wir verstehen uns auf Anhieb und bleiben auch auf der Fähre zusammen. Zwei volle Tage dauert die Passage. Verordnetes Ausspannen, Zeit zu lesen, sich zu unterhalten oder einfach nur dazusitzen und auf das Meer zu blicken.

Früh am nächsten Tag starten wir hinauf auf den Katara-Pass. Hinter Thessaloniki trennen sich die Wege von Christan und uns. Die Autobahn von heute gab es seinerzeit noch nicht, der gesamte Fernverkehr wälzte sich durch diese Metropole. Ich erinnere mich, wie wir direkt vor dem Hauptbahnhof an einem Zeitungskiosk im Stau standen.

In Ipsala an der Grenze holten wir uns die notwendigen Stempel und nfuhren diesmal in südliche Richtung südlicher Richtung, hinunter zu den Dardanellen. Die Nacht verbrachten wir auf einem Campingplatz in der Nähe von Canakkale.

Die NUR-Pension in Selcuk, nahe Ephesus, kenne ich vom letzten Jahr und hier steigen wir auch diesmal wieder ab. Für den Besuch der antiken Städten nehmen wir uns etwas Zeit, schlendern über die Straße mit ihren Säulenreichen und setzen uns auf die Ränge des Theaters, um die Atmosphäre auf uns wirken zu lassen. 

Wenigstens ein paar Tage möchten wir am Strand verbringen und fahren weiter die Küste entlang. Mehrere Abstecher auf Naturstraßen hinunter zum Meer verlaufen Ergebnislos, bis wir kurz vor Fethiye einem handbemalten Schild „Camping“ folgen.

So dürfte die gesamte Küste Türkei vor 20 Jahren ausgesehen haben. Ein absolut unberührter Sandstrand erstreckt sich Kilometer lang vor uns. Dort, wo die kleine Straße auf den Strand trifft steht ein uralter VW Käfer unter einem mit Palmwedeln bedeckten Gestänge. Daneben ein paar Tische vor einer unverputzten kleinen Kneipe. Auf unsere Frage, wo denn hier der Campingplatz sei, grinst uns der Besitzer breit an und deutet mit einer weit ausholenden Bewegung über den Strand „Hier, alles Camping!“

Der Abschied nach ist herzlich. Hinter Antalya übernachten wir das letzte Mal am Meer, dann geht es hinauf nach Norden. Quer durch das Landesinnere, vorbei an Afyon nach Istanbul. 

Wenn es eine Steigerung zum Verkehrschaos in Istanbul gibt, dann ist es Istanbul im Regen. Und genau das „erfahren“ wir am kommenden Tag. Zu all dem Verkehr, dem Ruß, der Hitze und den Staus kommen jetzt Nässe, schlechte Sicht und noch rutschigere Straßen. Es ist die Hölle.

Die Strecke vom alten Byzanz hinüber nach Griechenland ist ohne große Abwechslungen. Einmal noch mussten wir übernachten, bevor wir die Fähre zurück nach Italien besteigen. 

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