
Auf dem Rückweg von Syrien bin ich 2009 durch Albanien gekommen. Mein Eindruck war geteilt, doch heute steht für mich fest: Albanien ist eines der schönsten Reiseländer SO-Europas, vor allem für Endurofahrer.
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Kroatien durchfahren wir zügig und warten bei Einbruch der Dunkelheit vor der Serbischen Grenze bei Lipovac. Im Wesentlichen ist ”Strecke machen” angesagt. In Nis fahren wir rechts ab in Richtung Pristina, der Hauptstadt des Kosovo.

Das Städtchen hat was. Die Brücke, das Wahrzeichen, finden wir schnell und ebenso ein nettes Motel. Am nächsten Tag ist es dann endlich soweit und wir kommen nach Albanien. Letztes Jahr musste ich noch 10 Euro für irgendwas an der Grenze zahlen, diesmal nicht. Passkontrolle – fertig. Als wir von der Hauptroute in Richtung Fierza abbiegen, sind wir praktisch allein. Die Straße schlängelt sich durch die traumhafteste Gebirgslandschaft. Fierza selbst besteht im Wesentlichen aus einem Wohnsilo, einer Werkstatt, einer Schule, einem „Hotel“ und mehreren Kneipen. Das war’s. In das Hotel muss man sich führen lassen, das findet kein Mensch.
Die Fähre legt um 7:00 Uhr ab und soll uns knapp 3 Stunden später in Koman wieder an Land setzen. Die zahlreichen Stauseen der Region lösen zwei Probleme. Zum einen tragen sie in erheblichem Umfang zur Stromversorgung bei, zum anderen gewähren sie Zugang zum gebirgigen Norden Albaniens.

Shkoder, die Metropole im Norden, erreichen wir durch die Hintertür. In einem Gartenrestaurant betreiben wir Kartenstudium. Unser neues Ziel ist Fier, eine größere Stadt in der Mitte Albaniens. Entspannt kommen wir dort am späten Nachmittag an. Als wir dann wenige Kilometer weiter eine kleine Passhöhe erreichen, ist ein Stopp sicher – Markt. Nichts ist so interessant, wie Märkte in fremden Ländern. Dort gibt es alles Mögliche und Unmögliche. Angefangen von Truthähnen, über Doppeladler auf rotem Grund – der Flagge Albaniens – bis hin zu High Heels und Stretch Jeans. Das ist aufgebaut neben Baustahl, Sensenschneiden, Teegeschirr und geschnittenem Tabak als Kilo-Ware. Bedauerlich, dass in unseren Alukoffern nur noch wenig Platz war.
Am späten Nachmittag erreichen wir Gjirokaster. Eine der drei Städte neben Butrint und Berat, die es in Albanien auf die Liste der UNESCO Weltkulturerbe geschafft haben. Charakteristisch sind die alten Häuser, die im unteren Teil befestigt, wie ein Wehrturm sind, im oberen Teil dagegen großzügig als Wohnbereich ausgebaut.
Unser letzter Tag in Albanien ist gekommen. Noch ein kurzes Fotoshooting an einer Bogenbrücke, noch ein paar der 200.000 Bunker links und rechts der Straße, dann stehen wir an der Grenze zu Griechenland.

In Igoumenitsa war ich das letzte Mal vor 20 Jahren. Zwei Dinge haben sich seither nicht geändert: Das Warten vor der augenscheinlich abfahrbereiten Fähre und die Preise an Bord. Ancona erreichen wir einen Tag später gegen Mittag. Ab Sterzing schüttet es, wie aus Eimern, hinter Innsbruck ist es nur noch kalt. Jetzt sitze ich hier im Büro und schaue auf die Berge im Osten. Schade, denke ich mir, schade, dass Du Dir nur eine einzige lächerliche Woche Zeit genommen hast für ein Land, in dem es so viel zu entdecken gibt – Albanien.