„Ich kenn da noch was“ war der running Gag unserer Enduro Reise 1992 vom Brenner zu den Seealpen. Wir, das waren Thomas, Andi und ich.

Andi hatte einen 250er 2-Takter, Gepäck nur in Form seines kleinen Rucksacks und MX Erfahrung. Die beiden Thomasse waren mit schwerem Gerät unterwegs, Tankrucksack, Zelt und dem ganzen Mist. Und Andi „kannte immer noch was“. Ob das die Brenner Grenzkammstrasse war, die irgendwann in einen Pfad mündete, der an einer Stelle einfach 2 Meter abbrach, oder das Schlüsseljoch für das man als Vorbereitung gerne die Südkurve im Münchener Olympiastadion rauf oder runter fahren möge.
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Gleich hinter dem Brennerpass geht es rechts weg auf die Brenner Grenzkammstrasse (heute leider für Motorräder gesperrt). Zum damaligen Zeitpunkt hatte ich überschaubare Erfahrung darin, einen 230 kg Bock im Gelände zu bewegen.

Die Straße ist eine Sackgasse – behaupte ich. Andi war anderer Meinung und deutete auf einen Single Trail, der weiter führte. GPS gab’s noch nicht und mehr als heute bestand das „Scouting“ in Try & Error. Andi preschte voraus, Thomas und ich in größerem Abstand hinterher. Es dauerte nicht lang, da kam uns Andi mit winkenden Armen entgegen. „Stopp, langsam! Da hinten geht es 2 Meter nach unten. Ich konnte nicht mehr bremsen und bin schon runter gefahren. Rauf komme ich nicht mehr, ihr müsst also auch runter!“ Irgendwie ging’s, irgendwie sind wir auch über die sumpfige Wiese und irgendwie auch wieder auf so etwas, wie einen Weg gestossen. Wie gesagt, ich behaupte, die Brenner Grenzkammstrasse ist eine Sackgasse.

Zahlreiche Pisten liegen zwischen den nördlichen Kalkalpen und dem Mittelmeer. Die bekannteste liegt in Ligurien und die Region gibt ihr den Namen. Ein paar Jahren vorher bin ich die Ligurische Grenzkammstraße mit Christoph Altmann, einem Journalisten, für einen Artikel gefahren. Damals bestes Wetter, diesmal Regen satt. Die Strecke ist ca. 75 km lang und beginnt oder – in unserem Fall – endet am Colle di Tenda mit seinen 46 großteils geschotterten Kehren. Nach ca. 70 km standen wir vor einem Erdrutsch. Keine Chance, mit den Bikes irgendwie an den Geröllmassen vorbei zu kommen. Also zurück. Das alles spielte sich im Regen, inmitten der Wolkendecke mit 40 Metern Sichtweite ab.

Das Tiefdruckgebiet war am nächsten Tag verschwunden, die weitern Tage auf losem Untergrund waren der Traum Doch irgendwann geht es zurück und kurz vor dem Brenner kannte Andi dann nochmal was – das Schlüsseljoch (Heute m.W. auch für Motorräder gesperrt). Die Zufahrt erfolgt aus Süden über die Zirogalm. Zum Glück „mussten“ wir das Schlüsseljoch also nur abwärts bewältigen. Ein vom Regen vollkommen ausgewaschener Pfad windet sich nach unten. Halbmeter-hohe Steinstufen bestätigen die Sinnhaftigkeit eines Ölwannenschutzes.
Viele der Pisten und ehemaligen Militärstraßen sind für Kraftfahrzeuge heute gesperrt. Woran liegt’s? Klar am Umweltschutz. Doch viel auch, weil ein paar rücksichtslose Vollidioten den Bogen überspannt haben – sehr schade.
