Der 62. Tag

Wasser, Schlamm und Straßensperrungen auf dem Weg nach Süden.

Das hätte ich nicht gedacht, dass es mich nochmal so erwischt. Als man mir in Leh sagte, der Highway nach Manali sei gesperrt und dann eben wieder offen, dachte ich, das war’s. Aber heute hat Indien nochmal gezeigt, was es kann.

Viel schlimmer als nördlich von Manali hat es im Süden ausgesehen. Mein lieber Mann, hat da das Unwetter gewütet. Die ganzen Ortschaften liegen praktisch an Hügeln entlang eines Tales. Und hier ist von oben so einiges an Schlamm und Geröll heruntergekommen. Zusätzlich muss der Fluß der sich durch das Tal windet extremes Hochwasser gehabt haben. Was da an Straßenabschnitten einfach weg ist, unbeschreiblich.

Es gibt die alte und die neue Straße. Die alte geht von norden aus links des Flusses und ist eine enge, einspurige Straße, die neu rechts des Flusses und ist gut ausgebaut, teilweise zweispurig (also 4-Bahnig). Letztere war ab Manali gesperrt und alles hat sich über diese alte, schmale Straße gewälzt. Der Horror.

Gefährlich ist es immer, wenn einem Lkws und eine Autoschlange entgegen kommen. Da ist dann 100 %-ig einer dabei, der es nicht abwarten kann und ohne zu schaun einfach überholt. 100 Mal hab ich für diese Idioten schon eine Vollbremsung hingelegt doch heute wäre es um ein Haar meine letzte gewesen. Am Straßenrand war alles mit einer nassen Erd-Schmiere voll und dann kommt mir einer mit Karacho in einer Kurve auf meiner Seite entgegen. Mein Vorderrad hat blockiert und ich bin vielleicht einen Meter gerutscht bis ich die Bremse wieder gelöst hab. Leck mich am Arsch, das war das knapp. Leute, seid froh, dass einer das ABS erfunden hat!

Dann war irgendwann ganz Schluss mit Straße und ich stand auf einmal vor einem Bagger, bei dem schon ein paar andere Motorradfahrer gewartet haben – auf was auch immer. Ich weiß gar nicht, wo die ganzen Lkws geblieben sind. Der Vorarbeiter sagte mir, auch wenn sie das hier in einer Stunde repariert haben, in 8 Kilometern ist die Straße komplett weg. 5 Kilometer zurück gäbe es eine kleine Brücke, da komme ich auf die andere Flussseite. Und so war’s dann auch. Das Navi kannte die Brücke nicht aber die Leute, die ich gefragt hab.

Danach ging es relativ problemlos, sieht man von der ein oder anderen Engstelle mit dem entsprechenden Chaos ab.

In irgendeinem Kaff hab ich mir so einen gerösteten Maiskolben gegönnt. Das ist hier der übliche Snack. Man erkennt dass er fertig ist daran, dass er von allen Seiten gleichmäßig verbrannt ist. Eingerieben wird er dann nicht mit Butter sondern einer Limette, die in Salz getaucht wird. Geschmacklich kommt er daher auch an Holzkohle mit Limettengeschmack ran. Und man hat lange was davon. Die von Euch, die so ein Ding ab und zu mal beim Grillen abnagen, wissen wovon ich spreche. Zahnseide sag ich nur.

Irgendwann komme ich auf einen komplett neuen Highway. Ich bin der einzige hier und nach einiger Zeit frage ich mich, ob ich hier richtig bin. der Wegweiser stimmt doch laut Navi fahre ich quer Beet durch die Pampa. Straße ist hier keine auf dem Display erkennbar. Doch es stimmt und ich spare locker eine Stunde Fahrzeit.

Vor Chandigarh erwischt mich dann ein Wolkenbruch, der sich „gewaschen“ hat. Zusätzlich wird man dann auch noch von den Autos und Lkws geduscht, die durch die 10 cm hohen Wasserlachen fahren. Hätte ich auch die Regenhose angezogen wäre ich vermutlich ganz trocken geblieben. So hat nur die BMW Jacke gezeigt, was sie kann.

Ich habe mir extra ein Hotel ganz in der Nähe des Highways gesucht. Morgen geht es auf die wohl letzte Etappe nach Delhi. Ich kann’s noch gar nicht glauben.

Die Videos vom Manali-Leh Highway hab ich übrigens auch eingefügt. Zu finden bei Tag 60 und 61.

Ende der ausgebauten Strecke
Auf dem Weg zu neuen Ufern … also auf die andere Seite des Flusses
Pausensnack Maiskolben „well done“
Und wenn es sonst läuft, flacken sicher irgendwo ein paar Kühe im Weg.

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