Der 60. Tag

Auf dem Manali-Leh Highway nach Süden. Der erste Tag der Zweitägigen Fahrt.

Es gibt eine eigene Internetseite für Ladakh, auf der der Zustand und die Freigabe der wichtigsten Strecken aufgelistet ist. Bei Manali-Leh war ich „Stammgast“ und habe so gestern Abend noch gesehen, dass der Status von „red“ auf „green“ gewechselt hat. Ich bitte die Leute im Hotel, das für mich zu prüfen und mir Bescheid zu geben. Am Morgen dann schließlich die Bestätigung. Die Sperrung ist aufgehoben, ich kann nun auch den letzten der drei Highways in der vollen Länge fahren. Die Vergaser rüste ich wieder auf die kleineren Düsen um, prüfe nochmal den Ölstand und den warmen Pulli lege ich griffbereit nach oben.

Hinter Leh wird es schnell ruhiger bis fast gar kein Verkehr mehr herrscht. Die Straße windet sich durch ein Tal und gewinnt nur langsam an Höhe. Dann der erste Wegweiser: „Taglang-La 25 km“. Mit 5.350 Metern ist er der höchste auf dieser Strecke. Das Tal weitet sich. In den Wolken erahnt man die Höhe der Berge am Horizont. Dann fangen die Serpentinen an. Eng an den Abgrund geschmiegt windet sich die Straße höher und höher. Schließlich folgt sie einem Hang lange geradeaus noch oben. An einem Schneefeld vorbei und dann noch eine Kurve. Dann ist die Passhöhe erreicht. Der zweite 5000er. Diesmal hatte es die BMW etwas schwerer – buchstäblich. Gestern war ich nämlich fast ohne Gepäck unterwegs und die ca. 40 Kilo merkt man bei den kümmerlichen 65 PS, die die Karre hat … oder hier vielleicht noch 50.

Hinter der Passhöhe geht es nur wenig bergab. Die Straße bleibt auf 4.600 Metern durchquert eine weite Hochebene, die „Moray Planes“. Ich komme an ein paar Häusern vorbei. Am Straßenrand steht eine Triumph Tiger mit Berliner Kennzeichen. Das erste Motorrad mit deutscher Nummer seit Tadschikistan. Da muss ich kurz anhalten, denke ich mir. Es ist wohl ein Guesthouse und der vermeintliche Wirt geleitet mich zu einem Zimmer, in dem – wie ich später erfahre – Bernd sitzt und in einem Call steckt. In einem CALL (!), hier in Indien, auf dem Manali-Leh Highway. Etwas „überrascht“ fahre ich unverrichteter Dinge weiter.

Es beginnt zu tröpfeln und ich ziehe die Regenklamotten an. Auch, wenn es nicht stark regnet, bei den Temperaturen kann man die gut vertragen.

Bei Pang wechselt das Landschaftsbild. Scheinbar ist das hier Sandstein. Der Regen hat hier bizarre Formationen geschaffen. Und es beginnt eine Piste. Man ist schon am Bauen doch noch ist es die alte „Straße“. Ich fahre über eine Brücke, auf der lose Stahlplatten verteilt sind. Dagegen war die in Usbeksitan High-Tech.
Es geht massiv bergauf. Der Untergrund ist eine Katastrophe. Bodenwellen und Mulden, in denen man Autos verstecken kann, wechseln sich ab mit Schlammpassagen und Schotterstücken. Das alles auf knapp 5.000 Metern Höhe. Immer wieder halte ich, um etwas zu trinken. Durch das Atmen durch den offenen Mund, ist der total ausgetrocknet. Außerdem ist viel trinken id großer Höhe das Wichtigste. Ich glaube, so oft habe ich noch nie zum Pinkeln angehalten, wie in den letzten Tagen.

Dann bin ich oben. Der „Lachulung-La“ mit gut 5.050 Metern zwar einen Ticken niedriger aber mit Sicherheit der anspruchsvollste der Pässe, die ich hier gefahren bin. Oben auf der Passhöhe treffe ich einen Australier mit einer gemieteten Enfield. So kommt jeder zu seinem Gipfelfoto, ohne dass ein langer Arm die eine Hälfe ziert.

Auf der andern Seite ist die Straße zwar besser, doch extrem schmal. Im Rückspiegel sehe ich die Tiger und und wir halten an einem kleinen Camp auf eine Tasse Tee. Hier erfahre ich, dass es Bernd ist, der im Januar in der Türkei losgefahren ist und nun längere Zeit in Indien verbringt. Er will noch ein gutes Stück weiter, als ich und so trennen sich unsere Wege wieder. Die schmale Straße wird einem Lkw zum Verhängnis. Vermutlich beim Ausweichen ist er den Steilhang hinuntergerutscht und hat sich überschlagen. 10 Meter tiefer liegt er mit den Rädern nach oben. Dem Fahrer sei angeblich nichts passiert. Kaum zu glauben, bei dieser Kulisse.

Es geht nun massiv bergab über die „Gata Loops“. Eine nicht enden wollende Aneinanderreihung an Serpentinen. Hier in dem Tal ist mit 4.300 Metern der tiefste Punkt zwischen all den Bergen. Ein paar Kilometer weiter in Sarchu möchte ich in eines der Camps dort gehen. Guesthouses oder gar Hotels gibt s hier oben nicht lediglich Zelte oder maximal Holzbaracken. Am Straßenrand sehe ich Bernd. Auch er hat sich entschieden hier zu bleiben und wir mieten uns jeder ein „Cottage“. Strom kommt aus der Autobatterie, die Klo-Spülung wird von Bach gespeist und der Boden ist eine Kunstrasenmatte. Doch es ist sauber und der Rest egal. Kurz nach uns kommen noch zwei Biker an, ein Kanadier mit Dänischem Pass, der sonst in Ghoa lebt und seine Freundin. In der Barrake, in der es das Abendessen gibt, verbringen wir noch einen netten Abend bei Buttertee und Wasser.

… und das Video kommt mit dem 61. Tag.

Kloster hinter Leh

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