Der 53. Tag

In the heat of the day nach Lahore und Gebrüll an der Grenze.

Extra bin ich heute um sechs aufgestanden, damit ich spätestens um sieben auf der Kiste hocke. Zum einen sollte es dann noch nicht ganz so warm sein, zum anderen der Verkehr noch etwas moderater. Letzteres hat gestimmt. Die Luftfeuchtigkeit hat stark zugenommen, es „dampfelt“ geradezu. Zwar hat es keine 40 Grad mehr, doch 30 sind es allemal und das jetzt bei extrem hoher Luftfeuchtigkeit. Alles ist irgendwie schmierig, vor allem ich. Zumindest fühle ich mich so.

Der National Highway Nr. 5 ist durchgehend 2-3 Spurig ausgebaut, was das Leben stark vereinfacht. Mit Horror hatte ich nur an Lahore gedacht. Wikipedia weiß dazu: „Lahore ist nach Karachi die zweitgrößte Stadt Pakistans und die 26-größte der Welt“. 13 Millionen Einwohner sind es offiziell und ich behaupte, jeder war heute auf der Straße. Motorradfahren macht hier nicht wirklich Spaß. Und soweit ich mich erinnere: Indien setzt noch eins oben drauf.

Viele Fotos oder Filme gibt es von der Fahrt nicht. Alles ist zu normal geworden, als dass ich es festhalten muss. Die in Lumpen gekleideten Mädchen, die entlang des Highways die Kühe wohin auch immer treiben. Die jungen Männer, die auf den Müllhalden neben der Straße nach Plasikflaschen suchen. Vermutlich bekommen sie ein paar Rupien dafür. Die Bettler, die bei den Schlaglöchern sitzen und darauf warten, dass oben vom Dach eines Busses ein Passagier einen Geldschein herunter wirft. Die Eselskarren, die die Hälfte ihrer Ladung auf dem Highways verlieren. Die bunten Lkws, die in Schrittgeschwindigkeit fahrend absolut alles entschleunigen. Die Verkaufsbuden und Stände entlang der Straße, von denen ganze Familien leben müssen… Die Reihe ließe sich beliebig lange fortsetzen.

Am Abend lasse ich mich per Chauffeur (keinen Meter fahre ich in der Stadt noch, ohne zwingenden Grund) an die Grenze „Wagha Border“ bringen. Dort findet allabendlich ein Spektakel der besonderen Art statt, die Grenzschließungszeremonie. Hoch dramatisch mit viel Gebrüll und Gestampfe wird dort die einzig internationale Grenze zwischen Pakisten und Indien geschlossen. 2012 hatte ich das ganze von Indischer Seite erleben dürfen und bin nun neugierig, wie die Pakistanis das aufziehen. Auf beiden Seiten ist es jedoch einfach ein groteskes Schauspiel. Für den offiziellen Grenzverkehr ist sie daher auch nur von 8:00 – 15:00 Uhr geöffnet.

Morgen werde ich dort mit dem Motorrad die 14. und letzte Grenze dieser Reise überqueren. Wehmütig könnte einem werden, doch im Ernst: Ich bin müde und es ist Zeit, den letzten der drei Highways in Angriff zu nehmen. Und das wird kein Zuckerschlecken.

Motorräder fahren auf den Highways in Pakistan mautfrei
Hab mich mal zum Größenvergleich daneben gestellt
Die Einpeitscher – hüben wie drüben
Und der macht dann vermutlich kein Theater

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