Nach einer Hochzeit geht es weiter mit Eskorte.
Heute habe ich richtig viel Zeit. Bis Besham sind es nur 90 Kilometer. Ganz bis nach Chilas zu fahren geht an einem Tag fast nicht und im laufe diesen Tages wird mir auch klar, warum das besonders für allein reisende Motorradtouristen gilt.
Ich nehme mir also die Zeit und prüfe das Ventilspiel an der BMW und mache die Vergaser nochmal sauber. Schadet sicher nicht, wenn es jetzt dann irgendwann mal in luftige Höhen gehen sollte. Der Hotel Manager bittet mich, für ein kleines Video zur Verfügung zu stehen. Sie wollen die Swat Region bewerben, damit mehr Touristen kommen. Ich denke mir meinen Teil – nicht über das Video oder die Region sondern wie schwer es einem gemacht wird, zu kommen – und beantworte lächelnd die paar vorbereiteten Fragen.
Die Annahme, es ginge jetzt in die Berge, trügt ein weiteres Mal. Wieder fahre ich Kilometer um Kilometer durch ein Kaff nach dem anderen mit Durchschnittsgeschwindigkeit 20. Als dann endlich ein paar Kehren und grüne Hänge auftauchen, halte ich und zücke die Drohne. Als ich da so vergnügt herumfliege hält ein Motorrad mit zwei Leuten, die mich neugierig beobachten. Nichts besonderes hier. Doch als ich die Drohne lande, fragen sie mich, was ich denn da so filme und wollen meinen Pass sehen – Polizei. Kacke, denke ich mir, hoffentlich bekomm ich jetzt keinen Ärger. Und der bleibt glücklicher Weise auch aus. Ein paar Telefonate später kann ich weiter fahren.
Mich überholen fette Toyota Geländewagen, reichlich geschmückt mit Blumen – eine Hochzeit. Und die halten just an dem gleichen Aussichtsplateau, das auch ich für Landschaftsaufnahmen identifiziert habe. Null Komma nix werde ich aufgefordert mitzutanzen, was in Motorradklamotten und Rucksack sicher besonders geschmeidig wirkt.
Direkt auf der Passhöhe des Shagla Passes verläuft die Distrikt Grenze und ich werde wieder von der Polizei aufgehalten. Diesmal lassen sie mich allerdings nicht weiterfahren, zumindest nicht alleine. Mir wird eine Eskorte zur Seite gestellt. Erst ein Motorrad, dann nacheinander mehrere Pickups, alle mit einem Knaben mit Kalaschnikow hinten drauf. Bis vor die Tür des Besham Ramada Hotels werde ich gebracht, das auf den Fotos auch mehr hermacht, als in der Realität.
Doch was solls. Ich werde meinen Baumwollschlafsack auspacken und wie das große Geschäft ohne Klopapier sondern mit Wasser funktioniert, hab ich inzwischen auch raus.
In Besham treffe ich auch endlich auf den Karakorum Highway, der bis hier schon ein paar Kilometer drauf hat. Morgen geht es auf ihm 200 Kilometer nach Norden und ich hoffe, dass die Strecke wenigstens ein bisschen von dem hat, was ich mir zu Hause vorgestellt habe. Bisher ist das meilenweit davon entfernt.
Schreibe einen Kommentar