Der 47. Tag

Afghanistan hab ich durch – im wahrsten Sinne des Wortes.

Heute ging es bei Torkham über die Grenze nach Pakistan. Nicht ohne ein paar dieser Taliban-Checkpoints auf dem Weg dorthin selbstverständlich. Ich habe mich zurückgehalten und werde mich auch weiterhin mit Kommentaren darüber zurückhalten. Dennoch frage ich mich, wie ein Land, in dem etwa 50% der Bevölkerung nur damit beschäftigt ist, die anderen 50% zu kontrollieren und sich erstere hinter Betonwällen mit Stacheldraht verschanzt, eine Zukunft haben soll.

In der Früh bekomme ich im Hotel noch Frühstück. Fladenbrot mit Spiegelei in Tomatensauce – ohne Besteck selbstverständlich. Ich wende mein in Fernsehfilmen erworbenes Wissen über Esstechniken des Orients an und es gelingt mir, mit der rechten Hand schaufelnd das ganze in den Mund zu befördern, ohne mich komplett einzusauen.

Bei 45 °C + x geht es Richtung Grenze. Die toppt so ziemlich alles, was ich an Grenzen bisher gesehen habe. Auf Afghanischer Seite links und rechts der Straße Hütten, in denen Getränke verkauft werden. Überall liegt Müll. Die schweren Lkws in den bunten Farben quälen sich mit rußendem Auspuff die Gasse entlang. Kinder springen auf die Laster oder verstecken sich darunter, um am Grenztor nach Pakistan von einem Zöllner mit einem Stock wieder runter geprügelt zu werden.

Die Afghanen halten mich auf und einer verschwindet mit meinem Pass. Ich sitze unter einem Sonnenschirm mit Blümchenmuster vor dem MG-Nest im Schatten und warte. 1/4 Stunde später kommt der Typ wieder, drückt mir den Pass in die Hand und meint „finished, good bye“. 5 Meter weiter schiebe ich das Motorrad in den Schatten und gebe meinen Pass und das Visum dem Pakistanischen Kollegen. Der fotografiert alles 10 Mal und schreibt es zusätzlich auf ein Formular. Dann kommt einer vom Zoll für „Customs Clearing“ und damit beginnen 2 Stunden warten bei grünem Tee und kaltem Wasser. Ich folge dem Knaben vorbei am Scheißhaus, das seinen Namen hier verdient, über Geröll zu einigen Bürobauten oberhalb der Grenze. Man tippt die Daten des Carnets in den Computer, unterbrochen von zahlreichen Stromausfällen. Ich lerne den Unterschied zwischen Tea (mit Milch) und Chai (Grüner Tee mit Zucker und noch etwas – unglaublich lecker) kennen.

Vorbei an Menschenmassen, die von den Pakistanischen Zöllnern mit Gerten auseinander getrieben werden, folge ich meinem „Guide“ zur Passkontrolle. Ich werde Polio-zwangsgeimpft (2 Tropfen von einer greißlichen Flüssigkeit auf die Zunge) und sehe zu, wie die Menschen wie Vieh durch Pferche in Richtung Afghanistan hasten. Schließlich habe ich alle Stempel und Dokumente und fahre durch das Tor nach Pakistan. Was für ein Wahnsinn.

In Peshawar ist die nächste Herausforderung an Rupien zu kommen. Banken wechseln nicht – das machen Wechselstuben – und aus den ATMs kommt nur mit pakistanischen Karten Geld. Im Hotel kann ich 100,- EUR tauschen. Morgen versuche ich es am „South Market“. Da sollen die Geldwechsler sein. Ohne Rupien in den Norden zu fahren ist mir zu risikoreich. Man braucht hier Cash in der Landeswährung, sonst läuft nichts.

Afghanistan, auf dem Weg zur Grenze bei Torkham
Torkham Border
Torkham Border, Pakistan Immigration
Alle Stempel und Formulare – check
Khyber Pass, Pakistan

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