Der 45. Tag

Über den Salang Pass nach Kabul.

Es gibt einen neuen Spitzenreiter unter den katastrophalsten Strecken, dieser Reise, den Salang Pass, bzw. der Salang Tunnel. Ich hab’s mal mit Wikipedia verlinkt, um was für die Bildung zu tun 😉

In Pol-e Chomri komme ich rel. früh weg, tanke noch und fahre dann in Erwartung einer mehr oder weniger guten Passstrecke in Richtung Salang. Ab 2.000 Metern Höhe geht der Asphalt in eine Felspiste – so nenne ich’s einfach mal – über. Man muss sich vorstellen, es gab einen Erdrutsch, eine Planierraupe hat alles platt gemacht aber niemand hat die Lücken zwischen den Felsen wieder aufgefüllt. Man hoppelt buchstäblich 50 km im ersten Gang über Felsen. Dazwischen hat sich ganz feiner Staub oder Sand gesammelt, der von den unzählichen Autos und Lkws aufgewirbelt wird.

Dann kommt die Tunnel-Strecke. Die Fahrbahn bleibt die gleiche nur hat man jetzt kein Licht mehr. Zum Schutz vor Erdrutschen hat man Galerien gebaut, die so gut wie Fensterlos sind. Manchmal kommen auch zwei Lkws nicht aneinander vorbei und blockieren die Strecke. Schön, wenn man dann noch außerhalb steht.

Der eigentliche Salang Tunnel ist direkt auf der Passhöhe. Hier gibt es als besonderes Schmankerl noch Wasser, das aus der Decke tropft und den feinen Staub in eine schmierige Pampe verwandelt. Beinahe hätte es mich mitten im Tunnel hingelegt und ich konnte die Fuhre gerade noch abfangen. Dass man bei den ganzen Abgasen nicht an einer Vergiftung stirbt ist sowieso ein Wunder.

Auch nach dem Tunnel dauert es noch unendlich lange, bis die ersten Asphaltfragmente auftauchen, die sich dann irgendwann zu einer ganzen Fahrbahn schließen. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie an einer Reifenbude ein Luftfilter von einem Auto ausgeblasen wird. Gute Idee, denke ich mir, halte und baue auch meinen aus. Bereits beim Herausnehmen staubt es schon und die Kiste läuft nach der Aktion deutlich besser.

In Kabul dann die nächste Überraschung. Das in Booking.com gesuchte Hotel ist geschlossen und das ein paar Meter weiter gibt es nicht mehr. Inzwischen ist es fünf, ich bin vollkommen Verdreckt, die BMW ist nicht mehr rot sondern grau und ich hätte jetzt einfach nur gerne ein Zimmer. Doch das ist schwer hier. Hotels sind von außen nicht erkennbar. Ich frage jemanden und der kann zum Glück englisch. Eine Taxi geleitet mich zu einer exklusiven Unterkunft mit Security und allem Pipapo. Heute ist mir alles egal.


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