Der 38. Tag

Ak-Baital Pass und zurück nach Khorog.

Lange hatte ich mir überlegt, ob ein „Pass-Bild“ einen Umweg von 150 km – 75 hin und zurück – wert sei. Ergebnis: Isses.

Geschlafen habe ich, wie ein Baby und dennoch fällt das Aufstehen schwer auf einer Höhe von 3700 Metern. Dennoch, um halb sieben sitze ich mit einer schnatternden italienischen Reisegruppe im „Restaurant“ bei Frühstück und um sieben ohne dieselbe auf dem Motorrad. Nach wie vor habe ich diesen schleichenden Plattfuß, es sind über Nacht immer nur 0,5 bar aber trotzdem muss ich jedes Mal den Kompressor anstöpseln.

Kalt ist es, nach nur wenigen Kilometern ziehe ich die Innenjacke an. Auch diesmal lasse ich die Drohne steigen. DJI macht mich sehr direkt darauf aufmerksam, dass „Fliegen in großer Höhe“ nicht zu empfehlen sei und dies auf eigene Verantwortung geschähe. „Akzeptiert“ Beinahe wäre ich die Drohne daraufhin wieder los gewesen, denn tatsächlich hat das kleine Ding hier oben mit der dünnen Luft und dem starken Wind zu kämpfen. Einen zweiten Start verkneife ich mir daher auch.

Die Landschaft ändert sich nicht wesentlich, sie wird nur noch höher. 4.600 Meter sind es diesmal. Und – was mich tatsächlich überrascht – dem Vergasermotor der BMW merkt man es kaum an. Ich hatte den Leerlauf deutlich nach oben geschraubt und die Vergaser bereits daheim sehr mager eingestellt. Bisher funktioniert’s.

Nach dem obligatorischen Foto vor DEM Pass des Pamir Highways folgt die Rückfahrt nach Murgab. Als ich nochmal tanken möchte eiert die BMW auf einmal merklich. Ich schau auf mein Hinterrad und habe tatsächlich einen richtigen Platten. Hat der Flicken jetzt tatsächlich die Grätsche gemacht? Also krame ich den Kompressor raus, doch es tut sich Drucktechnisch rein Garnichts.
Derweil werde ich von Mücken schier aufgefressen und setze allen Ernstes meinen Hut mit dem Mückennetz auf.
Evtl. ist der Reifen von der Felge gerutscht und dort entweicht Luft, denke ich mir. Um das zu klären krame ich eine Druckluft Kartusche raus und jage so einen kurzen Druckluft Schub in den Reifen. Nichts, doch es pfeift an einer anderen Stelle raus und tatsächlich habe ich zweites und deutlich größeres Loch. Also wieder Flicken. Beim ersten Mal nehme ich wohl zu wenig Kleber, denn nach ein paar Metern Fahrt pfeift es wieder. Langsam geht mir mein Flickzeug zuneige aber einen Versuch tätige ich noch. Und der hält dann auch.

Dennoch denke ich mir, dass eine professionelle Reifenreparatur angeraten ist, denn auf den nächsten 300 km kann ich erst mal keine Hilfe mehr erwarten. Doch der „Vulkanisator“ hat Mittag bis 3:00 Uhr und so lange möchte ich nun wirklich nicht warten. Es ist eh schon so spät und scheinbar hält der Reifen ja auch die Luft. Also los.

Die erste Hälfte der Strecke kenne ich noch von gestern. Diese ist Großteils reichlich gesegnet mit Schlaglöchern. Vor der Einmündung zu Khargush Pass, von dem ich gestern kam, wird der Asphalt besser und ich dachte schon ganz naiv, dass das jetzt bis Khorog so weiter geht. Doch es kam anders, eine Beinharte Piste begann, die sich wieder auf über 4300 Meter schraubte. Am Himmel zogen dunkle Wolken auf und ich spürte die ersten Schneeflocken im Gesicht. Vier Uhr Nachmittags war es da und ich hatte noch 180 km bis Khorog.

Ok, dachte ich, du hast genug Wasser, kannst dir Nudeln kochen, hast einen warmen Schlafsack, dann suchst du dir etwas – nur vielleicht nicht unbedingt auf 4300 Metern.

Ich kürze es wieder ab. Das Zelt blieb im Packsack, der Schnee in den Wolken, die Piste endete irgendwann und es kam leidlich guter Asphalt, der mich um acht Uhr abends im selben Guesthouse wie vor drei Tagen eintrudeln ließ.

Das Internet ist jedoch leider noch genauso lahm. Deswegen gibt’s wieder nur Bilder, keinen Film.

Moskitovorhang, trotzdem sehe ich aus, wie ein Streuselkuchen.
In weiten Teilen der Zustand des Pamir Highway
Kleinstadt im Pamir
Übernachtungsmöglichkeit für 10 Dollar – zum Glück hätte ich das Zelt gehabt.

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