Der 37. Tag

Über den Khargush Pass auf den Pamir Highway und nach Murgab.

Um kurz nach sieben sitze ich bereits auf dem Bike und steuere den Khargush Pass an. Eine 110 km lange Schotterpassage, die mich das erste Mal auf über 4300 Meter Höhe bringen wird.

Anfangs ist die Strecke ein Traum. Landschaftlich und auch von der Fahrbahn her. Jeden Meter kann man genießen. An einer exponierten Stelle über dem Tal lasse ich die Drohne steigen. Doch lassen sich die Schee bedeckten Gipfel der Bergriesen um mich herum kaum auf Zelluloid bannen.

Unterbrochen von der ein oder andern etwas anspruchsvolleren Sektion wandere ich so Kilometer um Kilometer dem Etappenziel entgegen. Schon dachte ich, dass bei 3500 Metern alles erledigt sei, denn die Steigungen enden und eine weite Hochebene mit langen Geraden beginnt. Und mit ihr beginnen die Wellblechpisten wieder. Diese hier sind jedoch anders, denn diese „Wellen“ sind extrem weich. Das macht die Sache nicht angenehmer, im Gegenteil. Hier mit hohem Tempo drüber zu donnern ist extrem gefährlich. Zudem gibt es haufenweise Weichsand-Passagen. Die hätte ich hier auch nicht erwartet.

Auf etwa 4000 Metern befindet sich ein Militärposten und danach beginnt der Horror erst wirklich. Geröll, Sand, Felsstufen, Betonharte Fahrspuren und dieses Wellblech. Ich bewege mich praktisch im Schritttempo und bin inzwischen auf 4300 Metern, was die körperliche Leistungsfähigkeit auch nicht gerade unterstützt.

Auf dieser Strecke treffe ich auf einen Koreanischen Fahrradfahrer, der mich tief schnaufend allen Ernstes fragt, ob ich Zigaretten dabei hätte, er bräuchte jetzt eine. Tatsächlich fahre ich noch das in Kasachstan geschenkte Päckchen umher und trete es gerne ab.

Ich kürze das hier ab. Für die letzten 50 km habe ich 3 Stunden gebraucht und es ist fast schon ein erhabenes Gefühl, als ich mittags auf die M41 stoße, die hier den Namen „Pamir Highway“ trägt.

Unbewusst aufrechter sitzend biege ich nach rechts ab und sollte in etwa 150 km Murgab – die letzte Stadt auf Tadschikischer Seite vor der Grenze nach Kirgistan – erreichen.

Gegen vier Uhr nachmittags erreiche ich das Pamir Hotel in Murgab. Vor der Tür steht Andrej, meine „Baustellenbekanntschaft“. Er macht sich gerade auf den 320 km langen Weg nach Khorog. Naja, die Adventure hat ja gute Scheinwerfer.

Das Pamir Hotel ist genau so, wie man sich ein Hotel in Tadschikistan am Ende der Welt vorstellt. Ein sozialistischer Zweckbau mit 16 Zimmern und einer einzigen Toilette. Zum Glück hatte ich keine Magenprobleme.


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