Der 33. Tag

Nord oder Süd, am Ende ist es immer Kalaikhum.

Zwei Tage habe ich in Duschanbe jetzt mehr oder weniger sinnvoll verbracht. Weder war ich bei der Afghanischen Botschaft – das heißt, ich war schon da aber die nicht wegen des „Opferfestes“ – noch war ich in einer Werkstatt, um das Bike richtig durchzuchecken.

Doch es hat schon gut getan. Nachdem ich jetzt fast jeden Tag von morgens bis abends auf der Kiste gesessen bin, mal durchzuschnaufen und den Körper mental zu resetten.

Etwas verunsichert bin ich heut in der Früh. Es gibt zwei Routen nach Kalaikhum. Von da geht es dann an der Afghanischen Grenze entlang, bis sich die Straße wieder teilt. Die „Südroute“ ist ziemlich gut ausgebaut und etwa 330 km, die „Nordroute“mit 290 km wird praktisch nicht mehr unterhalten, ist zur Hälfte Piste und geht über den 3.252 m hohen Khaburabot Pass. Den ganzen Vorabend schon bin ich am hin und her überlegen, welche Strecke ich fahre. Geplant hatte ich zu Hause über den Pass.
Jetzt muss man der Ehrlichkeit Halber sagen, dass die BMW schon ziemlich gelitten hat auf den letzten 10.000 km und ich das Bike schonen sollte. Dann aber dachte ich mir, die hat so viel ausgehalten, da wird das bisschen mehr an Schotter ja auch kein Problem sein. Also fahre ich in Vahdat geradeaus auf der M41, die später den Namen „Pamir Highway“ bekommen wird.

Und es geht gut. Hier sind die Pisten in besserem Zustand, als in Usbekistan die Fernstraßen. An den Steigungen rumpelt es meist und immer, wenn alter Asphalt im Spiel ist, dann ist das auch schlecht. Alte Straßen mit Schlaglöchern. Das ist das Schlimmste. Die richtet niemand mehr bis am Ende nur noch unzählige hohe Asphalt-Fragmente auf den Vorderreifen lauern.

2 Checkpoints passiere ich, oder vielmehr 2 1/2. Der halbe war keiner. da hat mich ein Polizist zu sich beordert, die üblichen Fragen gestellt, ist dann in seinen Bürocontainer und hat mir zwei Semmeln in die Hand gedrückt. Als er gehört hat, was ich vor habe, meinte er nur noch „Good Luck“. Bei den andern kontrollieren sie das GBOA-Permit. Ohne das darf man nicht in die Grenzregion zu Afghanistan.

Um 5 Uhr Nachmittags beginne ich, mir ein Plätzchen für die Nacht zu suchen und finde einen genialen Zeltplatz etwa 20 km vor dem Pass. Anfangs sitze ich da noch recht gemütlich im T-Shirt, rauche Pfeife und schaue ins Tal. Doch dann wird es frisch. Erst muss die Jacke her und um neun gehe ich ins Zelt, um mich in den Schlafsack zu wickeln. Auf 2.300 Metern bin ich und das merkt man eben auch hier.


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Kommentare

2 Antworten zu „Der 33. Tag“

  1. Avatar von Udo Henning
    Udo Henning

    Lieber Thomas,
    jetzt habe während einer längeren Zugreise mal in Deinen Blog geschaut, und es hat mich nicht mehr los gelassen, von Tag 1 bis hier komplett durchgeschaut. Unglaublich und faszinierend, was Du erlebst, Deine Berichte sind echt packend! Ich drücke die Daumen für die weiteren Etappen, dass Du und Deine GS durchhalten. Liebe Grüße, Udo.

    1. Avatar von Thomas

      Hi Udo, danke Dir!

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