Ustyurt Plateau, Boschira und Hitzewallungen sondergleichen
Das Ustyurt Plateau ist das Ziel dieser beiden Tage. Am 16. Juni komme ich zwar erst etwas später los, is aber egal, es ist nicht weit. Ca. 150 km liegen vor mir. Den Reifen habe ich im Hotel gelassen, hier möchte ich nach der Rückkunft nochmal übernachten und dann wieder zurück nach Beineu und weiter nach Usbekisten.
Ich tanke noch voll, auch die Kanister. Das letzte, was ich möchte, ist irgendwo in der Pampa ohne Sprit liegen bleiben. 4 Liter Wasser und noch 1/2 Liter Cola habe ich dabei. Es sollte nicht reichen. Tut es nicht, soviel vorab.
Es gibt eine sehr gute Asphaltstraße nach Beket Ata, einer „Underground Church“. Etwa 20 km vorher zweigt die Piste zum Boschira, einer mächtigen Felsformation im Ustyurt Plateau ab. An einem Parkplatz unterwegs mache ich Pause und werde von wirklich jedem, der dort anhält angesprochen, woher ich komme und wohin ich will. Das ist keineswegs lästig, die Menschen sind einfach nur so offen und neugierig. Ich fühle mich auf jeden Fall geschmeichelt. Einer fragt, ob ich genug zu trinken habe und schenkt mir eine eiskalte Cola aus der Kühlbox im Auto. Das nehme ich gerne. Es hat sicher schon wieder über 40°C.
Beket Ata ist nett aber für mich zumindest keine Reise wert. Man muss Kilometer lang Stufen hinab ins Tal zur Kirche steigen. Das ist mir zu aufwändig. Zugegeben, ich bin eine Kulturbanause. Die Anlage ist aber super schön und, wie ich später erfahre, kann man dort in der Moschee kostenlos übernachten und bekommt sogar etwas zu essen.
Mich treibt es die 20 km zurück auf die Piste zum Boschira. Anfangs geht es vom Zustand her doch dann geht es richtig steil über einige Felsstufen hinab und auch ziemlich ruppig weiter. Der Untergrund ist wohl Kalk oder so etwas. Auf jeden Fall muss er bei Regen total weich sein. Es gibt 1000 Auswaschungen und unzählige tiefe Reifenspuren über die man so im Schritttempo dahin hoppelt – vollbepackt.
Bei einem Rangiermanöver höre ich ein Klacken, als ich das Motorrad zurückrollen lasse. Oh weh, das wird ja hoffentlich nicht das Getriebe sein… War es nicht. Am hinteren Kotflügel hatte sich etwas gelöst und der verhakte sich in den Stollen. Mit zwei Kabelbindern war die Sache behoben.
Doch dann schalten sich aufgrund der Hitze alle Geräte aus. Erst die beiden Handys, dann das Navi und oben auf dem Plateau funktioniert auch die Drohne nicht mehr richtig. Das einzige was läuft, wie ein Uhrwerk ist der 30 Jahre alte, luftgekühlte 2-Ventiler.
Weit kann es nicht mehr sein zum Bischira. Es geht noch ein paar „schweißtreibende“ Steigungen hinauf, dann ist auf einmal Sackgasse. Zum Plateau muss man hinauf steigen, da gibt es keine Straße.
Als ich dann über die Kuppe laufe, bleibt mir fast die Spucke weg. Es öffnet sich ein weiteres Tal mit unglaublichen Felsformationen. Der Anblick ist nicht zu beschreiben. Er ist gewaltig, grandios, atemberaubend oder einfach superlativ.
Leider funktioniert das mit den Luftaufnahmen nicht besonders. Wegen der Hitze ist der Bildschirm des Handys schwarz und auch die Kamera der Drohne gibt Fehlermeldungen. Doch ein paar Einstellungen und Bilder bekomme ich hin. Dann mache ich mich auf den Rückweg, denn tatsächlich ziehen im Westen schwarze Wolken auf. Keinesfalls möchte ich hier bei Regen diese Wege fahren zu müssen.
Oberhalb des Plateaus finde ich einen schönen Zeltplatz. Dass 4 Liter Wasser an einem Tag nicht reichen können, hätte ich niemals gedacht. So ist es aber. Den letzten Liter – eine warme Brühe – muss ich mir stark einteilen.
Die Nacht ist ruhig. Gegen Morgen wird es endlich kühler und ich kann besser schlafen. Dann geht es entspannt zurück nach Zangaösen.
An einem Supermarkt deck ich mich ein. Es folgen die üblichen Fragen. Am Ende bekomme ich ein Eis geschenkt, ein Wasser, eine Schachtel Zigaretten – obwohl nur Pfeife oder Zigarre rauche – 5 Päckchen Streichhölzer und eine Tüte Cracker. Sehe ich echt so bedürftig aus?
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