Der 15. Tag

Heute geht es über die Grenze nach Russland.

Zugegeben, ich bin etwas aufgeregt, habe ich doch so gar keine Ahnung, was mich erwartet. Zur Sicherheit tanke ich in der Früh nochmal auf Georgischer Seite voll. Die Straße zur Grenze hat es auch wieder in sich. Vor allem die unbeleuchteten Tunnels mit riesigen Schlaglöchern im Inneren erhöhen die Fahrfreude.

Die Ausreise auf georgischer Seite passt zu meinen bisherigen Erfahrungen doch wenigstens geht es schnell. Ein paar Kilometer weiter dann eine endlose Schlange an Autos. Man deutet mir an, ich solle vor fahren. Das ist gar nicht so leicht in der Regenrinne mit 5 cm Luft auf beiden Seiten der Koffer.
Die Passkontrolle verläuft vollkommen unspektakulär. Man fragt mich lediglich nach meinem Beruf und der weiteren Reiseroute. Jetzt kann ich auch alle Trümpfe meines Wahlfachs Russisch vor 40 Jahren ausspielen.

Was dann richtig viel Zeit in Anspruch nimmt, ist die temporäre Einfuhr des Motorrades. Ich treffe noch 3 andere Biker und gemeinsam verbringen wir fast 3 Stunden vor dem Bürocontainer. Dann ist es aber geschafft, der letzte Checkpoint ist passiert und ich bin in Russland.

Aus meiner geplanten Strecke durch eine Naturschutzgebiet wird nichts. Grenzgebiet, man braucht eine extra Permit. Egal, auf der Hauptstraße ist relativ wenig los und so komme ich wenigstens voran.
Die Strecke verläuft durch Tschetschenien, eine Staat, der aktuell nicht so wahnsinnig gut auf die Deutschen zu sprechen ist. Ich versuche daher, hier möglichst rasch durchzukommen.

Der nächste ist dann Dagestan, was bereits relativ nahe am Kaspischen Meer liegt. Hier will ich mir am späten Nachmittag endlich etwas zu essen kaufen und lande schließlich an einem Straßenimbiss. Unversehens sind ein halbes Dutzend Leute um mich versammelt, die mich ausfragen oder zuquatschen oder beides. Dank deepl Übersetzer funktioniert das prächtig.
Als Highlight schleppt dann einer noch so etwas, wie Köfte, irgendwelche Pfannenkuchen und Tomaten an. Alles super gewürzt und echt ein Gedicht. Stolz meint er, dass sei aus seiner Küche und nicht das Zeug für die Touristen.

Das mit dem Hotel am Abend bringt mich aber wieder auf den Boden der Tatsachen. Erst warte ich eine Dreiviertel Stunde, bis jemand von der Rezeption erscheint, dann der Ton, den man sich von einer russischen Rezeptionistin erwartet und das Zimmer erfüllt dann auch das Klischee.

Alles in allem bin ich aber jetzt deutlich entspannter, als heute in der Früh. Wenn ich es jetzt noch schaffe, zwei weitere Tage auf russischen Fernstraßen zu überleben – ein Wahnsinn, wie die hier rasen – war es eine gute Entscheidung, diesen Weg zu nehmen.

Auf dem Weg zur russischen Grenze im Hohen Kaukasus
Einer dieser unbeleuchteten Horror Tunnels.
Stau vor der russischen Grenze
„Ortsschild“ von Grosni, Tschetschenien

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