Der 12. Tag

Wenigstens hat es aufgehört zu Regnen, doch es ist trüb und kalt. Zu meinem heutigen Ziel, Telawi sind es 320 km. Am Fuße des Abano Pass liegt das Jughaani House und dort werde ich mein Zelt aufschlagen. Doch die Anreise ist beschwerlich. Achalkalaki liegt auf ca. 1900 m. Danach kommen etwa 100 km Hochebene durchgehend auf 2.000 Metern. Bei den Witterunsbedingungen heißt das auf dem Motorrad frieren, und zwar richtig.
Die Landschaft ist jedoch faszinierend. Extrem einsam, kleine Dörfer mit uralten Maschinen vor der Tür, in der Ferne die schneebedeckten Berge und darunter kleine Seen. An einem fahre ich vorbei und denke mir, dort sind kleine Staubfahnen. Doch es sind Milliarden von Eintagsfliegen. Wie in Säulen stehen sie links und rechts neben der Straße.
Dann geht es abwärts, endlich. Tiflis kündigt sich mit viel Verkehr und teuren Autos an. Was einen Menschen dazu bewegt, auf diesen Straßen einen BMW M5 oder Mercedes AMG zu fahren, erschließt sich mir nicht.
An einer riesen Tankanlage mit Food Cord, Reifendienst für Lkws, Wechselstuben und was weiß ich noch allem, halte ich und mache Brotzeit.
Durch Zufall komme ich an der Ujarma Burgruine vorbei und denke mir, das ist das perfekte Motiv für einen Probeflug mit der neuen Drohne.
Die letzte Etappe ist wieder gebirgig und vor allem kohlrabenschwarz. Am Himmel stehen dunkle Wolken und als ich wieder mein Regenzeug anziehe, höre ich den Donner bedrohlich über mir. Die Straße, die dann folgt ist ein Traum für Motorradfahrer. Keine 100 m ohne Kurve. Doch bei Gewitter und Wolkenbruch braucht das kein Mensch. Schlaglöcher, durch den Regen herausgewaschener Kies, teilweise Schlamm lassen mich mehr als defensiv fahren.
Irgendwann ist auch diese Etappe geschafft und ich erreiche Telawi. Eine gesperrte Straße erfordert nochmals professionellstes Geschick mit dem Navi, um endlich dieses Jughaani House zu erreichen. Das gelingt mit schließlich nach einer weiteren Stunde und Ortsdurchfahrten, bei denen man den Eindruck hat, sie seien gerade bombardiert worden.
Bevor es dann richtig anfängt zu schütten stelle ich gerade noch mein Zelt auf und sortiere an meine Schlafsack-Kugel gelehnt im Inneren wenigstens schon einmal die Bilder und Videos aus.
Dann lässt der Regen endlich etwas nach und ich ziehe auf die behagliche Terrasse dieses Bauprojektes hier um. Eine französische Familie ist da und wir unterhalten uns. Er ist den Karakorum bereits geradelt und somit ist für Gesprächsstoff ausreichend gesorgt.
Später kommt Chris der „Wirt“. Ein See auf der anderen Seite des Abano Passes ist über die Ufer getreten und schneidet Omalo derzeit von der Außenwelt ab. Er meint, ich soll es morgen einfach versuchen. Der Pass sei erreichbar und schlimmstenfalls muss ich eben umdrehen.
Im Zelt dann die nächste „Überraschung“. Die Thermarest – meine Isomatte – ist undicht. Zwar finde ich das Loch, doch das Reparaturset ist schon so alt, dass der Kleber nicht mehr richtig flüssig ist. Ich versuche es, doch es bleibt undicht. Also schlafe ich heute quasi auf „blankem Boden“. Hier geht das noch, weil der Boden weich ist, doch wenn es steinig ist …


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